Sie werden aus Saba alle kommen

 
Kantaten und andere Werke von J.S.Bach und J.A.Hasse

 

Sonntag, 22.10.2017  20 Uhr, Pfarrkirche EdH

Barbara Hoffman, Violine
Johannes Hoffmann, Querflöte
Birgit Schönberger, Sopran
Birgit Rolla, Alt
Andreas Hirtreiter, Tenor
Jakob Hoffmann, Bass

Singkreis EdH und das Blumenauer Orchester.
Leitung: Jutta Michel-Becher

Programm

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Konzert für Violine und Orchester BWV 1042 in E-Du
Allegro – Adagio – Allegro assai

Von Bach sind zwei Konzerte für Violine sowie ein Doppelkonzert für zwei Violinen überliefert.
Das Violinkonzert, das heute zur Aufführung kommt, stellt nicht nur durch die Tonart E-Dur sehr hohe spieltechnische Ansprüche an die Violinistin. Es beginnt mit einem klassischen A-B-A Satz, strotzend von Lebensfreude und festlicher Energie. Nicht allein die Sologeige, auch die kunstvoll gestalteten Begleitstimmen beeinflussen das Geschehen. Der 1. Satz lebt vom Zusammenspiel des Orchesters mit der Solistin. Der 2. Satz in der berührenden Tonart cis-moll wird eröffnet durch ein 6-taktiges Orchestervorspiel mit einem ostinaten Bassmotiv, das sich durch das ganze Stück zieht. Die Violine dagegen singt darüber wunderbare, schwebende Melodien, zu Beginn entwickelt aus einem einzigen langen Ton. Diesem herausragenden Juwel folgt als dritter Satz ein wunderbares Rondeau, das die höchst virtuosen Soli fröhlich umrahmt.

Johann Sebastian Bach
„Der Herr denket an uns“ Kantate BWV 196
Sinfonia – Coro – Aria (Sopran) – Duetto (Tenor und Bass) – Coro

Bach hat diese Kantate als Hochzeitskantate in seiner frühen Schaffensperiode geschrieben. Daher erinnert sie von der Form her ohne Rezitative und Choräle noch an Buxtehudes Kantaten.
Nach der sanft einleitenden Sinfonie, quasi eine ruhige, positive Einstimmung folgt der erste Chor, freudige Zuversicht ausstrahlend: „Der Herr denket an uns und segnet uns“. Dies ist sozusagen das Motto der ganzen Kantate, ein Loblied auf den Segen Gottes, der sicher nicht nur dem Brautpaar gelten sollte. Nach einer kurzen Sopran-Arie, kunstvoll begleitet von der Violine, hören Sie ein im Dreiertakt schwingendes Duett für Tenor und Bass, bei dem sich erst zum Schluss hin die beiden Sänger vereinen.
Das Orchester beendet den Satz wie einen himmlischen Segensgruß durch einen absteigenden C-Dur-Dreiklang. Beschlossen wird die Kantate von einem fröhlichen, festlichen Chor, der in eine sehr virtuose Amen-Fuge übergeht und durch ein homophones, sehr leisen Amen beendet wird, quasi der Nachklang der Bestätigung: „Ja, so sei es!“

Johann Adolf Hasse (1699-1783)
Konzert für Flöte, Streicher und Basso continuo in G-Dur, op. 3 Nr. 7
Allegro – Adagio – Allegro

Die eher periphere Rolle, die Hasse im heutigen Musikleben spielt, entspricht kaum seiner musikgeschichtlichen Bedeutung. Mitte des 18. Jh. wurde ihm in ganz Europa höchste Wertschätzung entgegengebracht.  In Hasses Musik lässt sich die interessante Stilentwicklung vom Spätbarock zur Frühklassik nachvollziehen. In seiner dreißigjährigen Amtszeit als Hofkapellmeister in Dresden formte Hasse das dortige Opernpersonal zu einem der Spitzenensembles der Zeit.
Neben 80 Opern hinterließ Hasse auch ein bemerkenswertes Werk an Oratorien und anderer Kirchenmusik sowie weltlicher Kantaten. Er hatte eine besondere Vorliebe für die Traversflöte, den Vorläufer der heutigen Querflöte, vermutlich bedingt durch seine Freundschaft mit dem berühmten Flötisten, Komponisten und Musikschriftsteller Johann Joachim Quantz, den er 1725 in Neapel kennenlernte. So schrieb er allein 12 Flötenkonzerte, sowie zahllose kammermusikalische Stücke für die Flöte.
Nach einem rhythmisch prägnanten ersten Satz folgt ein wunderbar melancholisches, langsames Adagio. Der von unbeschwerter Spielfreude strotzende dritte Satz beschließt das Flötenkonzert.

Johann Sebastian Bach
Kantate BWV 65 „Sie werden aus Saba alle kommen“
Concerto (Coro) – Choral – Rezitativo (Bass) – Aria (Bass) – Rezitativo (Tenor) – Aria (Tenor) – Choral

Bach schrieb die Kantate, um seine erste Weihnachtszeit in Leipzig am Fest „Erscheinung des Herrn“, dem Namenstag unserer Kirche, glanzvoll abzuschließen. Sie ist festlich besetzt. Die beiden männlichen Solostimmen, Tenor und Bass, und der vierstimmige Chor werden begleitet von zwei Hörnern, zwei Flöten, zwei Oboe da caccia, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
Die Kantate beginnt mit dem letzten Vers der Lesung, Jesajas Prophetie: die Weisen aus dem Morgenland, die dem neugeborenen Jesus als Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen. Diese so unglaublich festliche Musik lässt Bilder entstehen, die auch der Barockzeit entsprachen: eine große Karavane, Elefanten, Kamele, glitzernde, festlich gekleidete Könige mit Bediensteten.
Der folgende Choral dagegen schlicht, ergriffen von dieser enormen Pracht. Der Solobassist besingt nun im Rezitativ und in der mit zwei virtuosen Oboen da cacchia besetzten Arie sein Dilemma: Die Könige bringen Geschenke; was kann er dem Kind darbringen?  Erst fragend, dann aber voller Überzeugung stellt er dar, dass Jesus unser aller Herz haben will, nichts Edleres können wir ihm schenken. Der Tenorsolist darf das noch präzisiseren, Er vergleicht in seinem Rezitativ den Glauben mit Gold, das Gebet mit Weihrauch und die Geduld mit Myrrhe, Eigenschaften, die ja alle in seinem Herz enthalten sind. Seine wunderbare, mit vollem Orchester besetzte Arie „Nimm mich dir zu eigen hin“ verziert quasi sein Geschenk mit allen verfügbaren Klangfarben.
Diese wunderbar positive Musik zeugt von der Zuversicht des Schenkenden, dass sein Herz höchst willkommen ist. Ebenso der Schlusschoral: die 10. Strophe eines Chorals von Paul Gerhardts „… so fall ich dir getrost in deine Hände …“.